Johann Heinrich Roos 

geboren 29. September 1631 wohl in Otterberg, getauft wenig später in Reipoltskirchen
gestorben 3. Oktober 1685 in Frankfurt

 

 Johann Heinrich Roos (1631-1685)
Tiermaler aus Reipoltskirchen

Von Gisela Fiedler-Bender

[...] Johann Heinrich Roos, zu seiner Zeit berühmt und geschätzt, erfreute sich noch im 18. Jahrhundert größter Beliebtheit. 1776 nennt ihn der Frankfurter Historiker Heinrich Sebastian Hüsgen den "Rafael aller Viehmaler" und Goethe spricht von ihm in seiner "Italienischen Reise" und seinen Gesprächen mit Eckermann mit großer Bewunderung. [...] 1995 erfolgte die erste und bis heute grundlegende Bearbeitung des Lebens und Werkes von Johann Heinrich Roos durch Prof. Dr. Hermann Jedding, Hamburg (Der Tiermaler Johann Heinrich Roos, Strasbourg-Kehl 1955). Jedding korrigierte auch die in allen bis dahin erschienenen Artikel über Roos gemachten Angaben über seinen Geburtsort. Joachim von Sandrart, Freund, Sammler und erster Biograph von Johann Heinrich Roos bezeichnete in seinem 1675 erschienenen Buch "Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste", Otterberg als Geburtsort von Roos und wird für alle späteren Publikationen als Quelle benutzt. Jedding hat zum ersten Mal darauf hingewiesen, daß im Trauregister von St. Goar, wo Johann Heinrich Roos 1656 die Pfarrerstochter Anna Emmerich heiratete, der Bräutigam als von Reipoltskirchen (Reuppelßkirchen) gebürtig geführt wird. (...) Johann Heinrich Roos gehört zweifellos zu den bedeutendsten aus der Pfalz stammenden Künstlern, seine Werke befinden sich nicht nur in den großen Museen und Sammlungen in Deutschland, sondern auch in England und Frankreich, in den USA und in der UDSSR. Nur wenige Bilder sind in die Pfalz zurückgekehrt. Neben den beiden oben erwähnten im letzten Lebensjahr entstandenen Gemälden der Pfalzgalerie, befinden sich Arbeiten von Roos auch im Historischen Museum in Speyer und im Landesmuseum Mainz. [...]

Quelle: Gisela Fiedler-Bender, „Johann Heinrich Roos (1631 – 1685) – Tiermaler aus Reipoltskirchen“, In: Westrichkalender Kusel 1989, herausgegeben vom Landkreis Kusel (Pfalz), Dokter Verlag, Rengsdorf Westerwald 1988, S. 25f. (mit 7 Abbildungen von Bildern des Künstlers)
 
 


Der Raffael unter den Tiermalern
Schon Goethe erkannte den Rang des Reipoltskirchener Künstlers Johann Heinrich Roos

Von Birgit Roschy

„Roos ist unermüdlich in emsiger Zeichnung der Haare und Wolle seiner Ziegen und Schafe, und man sieht an dem unendlichen Detail, dass er während der Arbeit die reinste Seligkeit genoss und nicht daran dachte, fertig zu werden.“ So schwärmte Goethe 1824 über die Tierbilder von Johann Heinrich Roos, die er wohl in Frankfurt gesehen hatte. [...] Der „Raffael aller Viehmaler“ war einer der bedeutendsten deutschen Maler des Barock. [...]
Geboren wurde er im Jahre 1631, wahrscheinlich im lutherischen Reipoltskirchen, das zum Herzogtum Zweibrücken gehörte. Er selbst gibt in Urkunden aber Otterberg als Geburtsort an. [...]
Mit 16 Jahren ging er bei holländischen Malern in die Lehre. In dieser Zeit entwickelten die aus Italien zurückkehrenden niederländischen Künstler, an Caravaggio und seinen Nachfolgern geschult, die Genremalerei und definierten die Landschaftsmalerei neu. [...]
Roos’ Lieblingsmotiv wurde die Hirtenidylle, das beschauliche Zusammensein von Mensch und Tier, das Genre- und Landschaftsmalerei vereinigt. Als Kulisse verwendete er römische Architekturmotive, von Kupferstichen kopiert, da er wahrscheinlich nie nach Italien gereist war. Dabei ging es nicht um geographische Genauigkeit: Römische Tempel stehen beispielsweise neben dem Heidelberger Schloss; die Flussläufe von Rhein und Neckar, nach der Natur skizziert, winden sich durch wildromantische Felsschluchten. [...]
Roos kehrt 1651 nach Deutschland zurück, wo er für ein Kloster in Mainz tätig ist. 1656 heiratet er die Pfarrerstochter Anna Emmerich. 1664 wird er Hofmaler des pfälzischen Kurfürsten Carl Ludwig in Heidelberg. [...]
Johann Heinrich Roos indes fühlte sich in Heidelberg nicht wohl: Nur mit Erlaubnis des Kurfürsten durfte er die Stadt länger als vier Tage verlassen. Zudem war seine Hauptaufgabe, die im Schloss vorhandenen Gemälde zu betreuen und gegebenenfalls auch einen defekten Wandanstrich auszubessern. 1667 zog er deshalb nach Frankfurt, das in der barocken Kleinstaaterei Ausland war. Er musste Bürgerrecht und Aufenthaltsgenehmigung beantragen und sich gegen die mächtige Malerzunft durchsetzen, die die Konkurrenz fürchtete und ihn ausweisen lassen wollte. Dennoch kam er zu Wohlstand und bezog ein ahnsehliches Haus an der Zeil. Fast jeder wohlhabende Frankfurter Bürger ließ sich von ihm porträtieren. 1682 kam Johann Heinrich Roos, nur 52 Jahre alt, beim Brand seines Hauses ums Leben. Von seinen insgesamt sieben Kindern wurden sie vier Söhne ebenfalls Maler. Sie setzten die Familientradition über vier Generationen fort, doch nur der älteste Sohn Philipp Pete, der sich Rosa da Tivoli nannte und nach Italien zog, erlangte die gleiche Berühmtheit wie sein Vater.

Quelle: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 14. Februar 1996 (mit 2 Abbildungen)
 


Literatur (Auswahl):

Hermann Jedding, "Johann Heinrich Roos", Zabern 2001

"Der Tiermaler Johann Heinrich Roos. 1631 - 1685. Gemälde. Zeichnungen. Druckgrafik. Zum 300. Todestag", Ausstellungskatalog, mit Texten von Gisela Fiedler-Bender, Hermann Jedding, Erich Hubala, Hans Steinebrei und Wolfgang Stolte, Herausgeber: Pfalzgalerie Kaiserslautern, Kaiserslautern 1985

Wilhelm Theobald, „Johann Heinrich Roos, ein berühmter Maler aus Reipoltskirchen“, In: Westrichkalender Kusel 1983, Herausgegeben vom Landkreis Kusel (Pfalz), Dokter Verlag, Rengsdorf Westerwald 1982, S. 98f. (mit 1 Abbildung)

Hermann Jedding, „Der Tiermaler Johann Heinrich Roos“, Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 311 [mit einer umfassenden Bibliographie für die Zeit von 1660 bis 1951], Strasbourg und Kehl 1955

Joachim von Sandrart, „Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste“, 1675 [Neuausgabe von A. R. Peltzer, München 1925, S. 366f.]

Redaktion: Michael Seyl (1999, letzte Bearbeitung: 26. April 2014)

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