Leo Samberger: August Drumm,

um 1900, Edenkobener Museum für Weinbau und Stadtgeschichte

August Drumm

geboren am 26. Mai 1862 in Ulmet
gestorben am 19. Oktober 1904 in Solln bei München


 

Ein Ort, ein Mensch: August Drumm, der vergessene Bildhauer

Von Claudia Gilcher

Der Bildhauer August Drumm wurde am 26. Mai 1862 als achtes von neun Kindern der Ulmeter Müllersleute Abraham und Maria Drumm geboren. Fünf seiner Geschwister starben schon im Kindesalter. Auch Drumm wurde nicht alt: Am 19. Oktober 1904 erlag er im heutigen Münchner Stadtteil Solln einer schweren Krankheit. In seiner kurzen Schaffensperiode entwickelte sich August Drumm im Königreich Bayern zu einer geachteten Künstlerpersönlichkeit. Heute ist der kreative Sohn Ulmets allerdings in der Kunstszene weitgehend unbekannt.

Zeitgenössische Quellen zeichnen ein eindeutiges Bild: Das Talent des Mühlensprösslings entfaltete sich schon in der Pfälzer Kindheit, der Bub experimentierte mit Schlamm aus dem Glan, zeichnete im Lateinunterricht die Hefte voll und soll sogar mit der Laubsäge geschickt gewesen sein. „Dass jener Bub einmal ein berühmter Mann werden und seiner Heimat alle Ehre machen sollte, konnte man nicht annehmen, um so weniger, da er auf der Schulbank immer einer der letzten war", heißt es in einem biografischen Aufsatz des Heimatforschers Albert Zink, der 1929 zum 25. Todestag Drumms im Heimatblatt des Remigiuslandes erschien.

1881, nach Misserfolgen an verschiedenen Schulen in Kusel und Kaiserslautern und einer kaufmännischen Ausbildung bei mehreren Lehrherren, setzte sich August schließlich gegen den Vater durch und wechselte an die Münchner Kunstgewerbeschule. Er hatte seinen Weg gefunden: 1883 nahm er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste auf und erregte dabei die Aufmerksamkeit von Prinzregent Luitpold. Der ermöglichte dem aufstrebenden jungen Bildhauer einen zweijährigen Studienaufenthalt in Italien und ernannte ihn später zum Professor.

Als Drumms Hauptwerk gilt das 1899 eingeweihte Friedensdenkmal auf dem Edenkobener Werderberg. Während der fast zweijährigen Bauzeit am „Reiter von Edenkoben" lernte der Junggeselle die rund zehn Jahre jüngere Amalie Lorenz kennen. Am 26. Mai 1902 heiratete das Paar. Weitere Großprojekte des vergessenen Westpfälzers sind das 1900 entstandene Grabmal der Familie Buhl in Deidesheim, die Verkörperung der Palatia auf der Prinzregentenbrücke in München, der Bildschmuck am Südportal des Berliner Reichtstagsgebäudes und ein Kriegerdenkmal in Ingolstadt. Auch der Wittelsbacher Brunnen in Zweibrücken - wo Drumm Ehrenbürger war - geht auf den Ulmeter Meister zurück. Das ursprünglich nach dem Mäzen Luitpold benannte Werk war 1903 August Drumms letztes größeres Projekt.

Ins Reich der Legende scheint indes die vielfach kolportierte Behauptung zu gehören, wonach Skulpturen Drumms auch Schloss Neuschwanstein zieren sollen. Der Ulmeter Heimatvereinsvorsitzende Klaus Jung konnte bei einer Spurensuche vor Ort jedenfalls keinen Beleg finden: „Möglicherweise hat Drumm in seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule zwar die besagten acht Kinderskulpturen für Neuschwanstein gefertigt - aufgestellt wurden sie aber offenbar nicht", sagt er.

Quelle: Westricher Rundschau, Beilage "Ihr Wochenende", 14. Februar 2009
 


siehe auch:

Die Drei aus Ulmet
Gesichter der Pfalz: Das Dorf am Glan pflegt sein kulturelles Erbe


Von Klaudia Gilcher

Zehn weiß getünchte Quadratmeter Museum mit zehn Exponaten, geöffnet nach Vereinbarung, zu Ehren des Bildhauers August Drumm: Ob der Besucher in dem ehemaligen Schweinestall mit den typisch dicken Sandsteinwänden eventuell im kleinsten Museum der Pfalz steht, kann Klaus Jung nicht sagen. Groß dürfte die Konkurrenz allerdings nicht sein. Klaus Jung ist Verbandsbürgermeister, Vorsitzender des Ulmeter Heimatvereins und hörbar stolz auf das kulturelle Erbe seiner Wahlheimat: Der Bildhauer August Drumm, der Dichter Jacob Drum und der Volkskundler und Museumsgründer Theodor Zink - dass sie aus Ulmet stammten, ist selbst in den anderen Gemeinden des mittleren Glantals nicht immer bekannt.

Für das vielleicht kleinste Museum der Pfalz hat der 117 Mitglieder zählende Verein drei Drumm"sche Gipsplastiken und drei Reliefarbeiten zusammengetragen: zwei Frauenbüsten aus den Jahren 1882 und 1892 und eine kleine Sitzende neben einem mit Reben berankten Zuber, ein an Leonardo da Vinci erinnerndes Männerportrait mit langem Bart, ein Löwenrelief und einen Christus mit der Dornenkrone.

Ergänzt werden die Originale, allesamt Gipsstudien zu später in größeren Projekten umgesetzten Steinskulpturen, durch vier Farbfotos und Kopien. Sie zeigen Drumms Werke in Edenkoben und München, Planungsskizzen und nicht zuletzt den Künstler selbst. Konzentriert blickt er auf einem Ölportrait durch die bügellose Brille, das Kinn mit dem dichten rötlichen Bart zielstrebig vorgereckt.

Vom Gedenkraum in der Waldstraße, einen Steinwurf von der freiwilligen Feuerwehr und dem Gallusplatz entfernt, ist es nicht weit zu jener Mühle, in der der kleine August geboren wurde. Je nach Route führt der Weg entweder am ältesten Haus des Dorfes („Gebaut um 1775, es steht zum Verkauf", wirbt Jung um Neubürger), oder an der Brennerei vorbei. „Darf ich euch einen anbieten?", ruft der Besitzer freundlich. Schade, dass es so bitterkalt ist. Lieber schnell weiter, über die hundertjährige Glanbrücke Richtung Gallushalle. Die ehemalige Drummsche Mühle steht noch, das Wohnhaus der Familie allerdings musste der Zufahrt zur Turn- und Festhalle weichen. Drumms Werk freilich ist präsent: Der alte Germane, in Bronze gegossen, ist nicht zu übersehen.

Noch ein Stückchen weiter bergauf wurde ein anderer rauer Geselle einst aktenkundig: Mitten im Ort raubte die Schinderhannes-Bande 1801 mit brutaler Gewalt die jüdische Familie Herz aus. Die wurde zwar entschädigt, konnte den Schock jedoch nicht verwinden und zog schließlich weg. Heute steht an der Stelle ihres Anwesens eine der Gaststätten des Dorfes: deftig pfälzisch, griechisch, Bio-zertifiziert oder von der Slow Food-Bewegung inspiriert - in Ulmet kein Problem.

Der Verdauungsspaziergang führt an den Ortsrand. Auf einer Anhöhe, mit Blick auf einen Teil des Glantals, in dem die Protestanten im Dreißigjährigen Krieg die Katholiken vernichtend schlugen, und die über 250 Jahre alte Kappeler Brücke, reckt sich der fast tausendjährige Turm der evangelischen Flurskirche in den Himmel. Schatten spenden zwei mächtige Linden, gepflanzt 1818 zur Feier der Vereinigung der Lutheraner und der Reformierten zur „unierten" Kirche der Pfalz. Natürlich ist an einer so geschichtsträchtigen Stelle auch August Drumms Kunst nicht weit: Dank vieler Zuschüsse, Spenden und Eigenleistungen schaffte es der Heimatverein, das vom Sohn geschaffene Familiengrabmal mit seinen glänzenden Mosaiken vor dem Verfall zu retten. Seit 1999 hat es einen vor Wind, Wetter und rastenden Vögeln geschützten Platz an der Kirchenwand gefunden. Schon damals träumte Klaus Jung von einem kleinen Museum, das dem Andenken an den vergessenen Bildhauer Raum geben könnte. 2004 schließlich ging der Wunsch in Erfüllung: Zwar sind die zehn Quadratmeter in der restaurierten Ulmeter Bauhofscheune ein bisschen feucht, aber das, hofft Jung, wird man in den Griff bekommen. Dann könnte im zweiten Raum des ehemaligen Saustalls auch endlich das geplante kleine Töpfermuseum entstehen.

Am Ende ihrer Träume wären Verein und Vorsitzender damit nicht: Es gibt ja noch den anderen Drum, den Jacob. Der war im 19. Jahrhundert Schmied im Dorf und außerdem ein demokratisch gesinnter Dichter. Zum 100. Geburtstag am 17. Februar 2010 würde der Heimatverein die zwischen Amboss und Feder geborene Lyrik des Schmieds gerne veröffentlichen. „Sponsoren dringend gesucht", sagt Klaus Jung.

Quelle: Westricher Rundschau, Beilage "Ihr Wochenende", 14. Februar 2009
 


 

 

August Drumm, Bildhauer aus Ulmet 
Würdigung eines Halbvergessenen 

Von Dr. Gernot Spengler 

Der 100. Todestag von August Drumm am 19. Oktober 2004 ist der Anlass, um die Erinnerung an den bedeutenden Künstler des Westrichs wieder wach zu rufen. Kein größeres Kunstlexikon erwähnt den am 26. Mai 1862 in Ulmet als Sohn des Müllers Abraham Drumm geborenen Bildhauer, jedoch gebührt ihm dank einer Reihe vorzüglicher Arbeiten im gesamten damaligen Königreich Bayern mehr als nur regionale Aufmerksamkeit. Nach Studien an der Münchener Akademie der Bildenden Künste und einem vom Prinzregenten Luitpold erhaltenen zweijährigen Stipendium für einen Studienaufenthalt in Italien erhielt August Drumm als ersten größeren Auftrag die Ausführung des Sieges- und Friedensdenkmals auf dem Werderberg bei Edenkoben.
Damit erwarb er sich einen guten Ruf als Kunstbildhauer in München, das zu seinem Wohnort wurde. Mit der Ausführung der Palatia auf der Luitpoldbrücke in München, dem Wittelsbachbrunnen in Zweibrücken und dem Denkmal für Kaiser Ludwig den Bayern in Weißenburg a. S. erhielt er weitere bedeutende Aufträge. In seinem Geburtsort Ulmet hinterließ er ein besonders gelobtes Grabmal für seine Eltern, das vor wenigen Jahren aufwändig restauriert wurde. August Drumm starb im Alter von nur 42 Jahren und wurde im Münchener Stadtteil Solln begraben. Sein Grab existiert nicht mehr. 

Dieser Text wurde von Dr. Gernot Spengler anlässlich der Ausstellung "Out of the Dark - August Drumm zu Ehren" (Kreisverwaltung Kusel, 15. Juni - 2. Juli 2004) verfasst. An dieser Stelle sei auf einen umfangreicheren Text des Autors verwiesen, der im Westrichkalender 2005 erschienen ist: Gernot Spengler: "August Drumm, Bildhauer aus Ulmet. Würdigung des Künstlers, der vor 100 Jahren starb", In: Westrichkalender 2005, Herausgeber: Landkreis Kusel (Pfalz), Görres-Verlag, Koblenz 2005, S. 135-140.
 



"Alter Germane"
Bronzeplastik von August Drumm
Standort: Gallushalle Ulmet (Foto: Klaus Jung)

"Krieger " bezieht seinen Posten
Ulmet: Bronzestatue in Heimatort ihres Schöpfers zurückgekehrt

Von Erik Sayer

Vor der Ulmeter Gallushalle steht seit kurzem die von August Drumm geschaffene Bronzestatue "Germanischer Krieger". Gestern wurde das Werk des berühmtesten Sohnes feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

Ortsbürgermeister Klaus Jung freute sich, dass - nach der Restaurierung des Grabmals Drumm - ein zweites Zeugnis des Künstlers in Ulmet aufgestellt wurde. Zu des Künstlers berühmtesten Werken gehören der Wittelsbacher Brunnen in Zweibrücken, eine Statue auf der Münchner Prinzregentenbrücke und das Friedensdenkmal in Edenkoben, auch an der Gestaltung des Berliner Reichtages hatte mitgewirkt. Drumm war im Jahre 1862 in Ulmet geboren. Seinem künstlerischen Wirken wurde durch seinen frühen Tod 1904 eine Ende gesetzt.
Der "Germanische Krieger", stand über viele Jahre hinter dem Gebäude der Kreisverwaltung und musste wegen Baumaßnahmen entfernt werden. Altbürgermeister Gerd Nehring hatte die Idee, den "Germanischen Krieger" in die Geburtsgemeinde des Künstlers zu holen.
Der Zahn der Zeit hatte aber an der Statue genagt und seine Spuren hinterlassen. Verfärbungen, Risse, schrotkugelartige Löcher wurden beklagt und die Halterung hatte sich zudem gelockert. Im vergangenen Herbst ließ Ortsbürgermeister Klaus Jung die Statue zur Begutachtung nach Speicher in der Eifel zu einer Kunstgießerei bringen. Nachdem die Finanzierung der Kosten von rund 8000 Mark durch die Gemeinde und den Landkreis sichergestellt war, übernahm die Bildhauerei Reths in St. Julian die Sanierung auch der Sandsteinsäule.
Vor dem Geburtshaus August Drumms, der ehemaligen Mühle am Glan, der Einfahrt zur Gallushalle, hat die Statue jetzt wohl ihren endgültigen Standort gefunden. Landrat Dr. Winfried Hirschberger sagte gestern Nachmittag, es sei wichtig, das Bewusstsein für die Heimat wach zu halten. Der "Germanische Krieger" sei ein Zeugnis der Geisteshaltung der damaligen Zeit. Der Nationalstaat habe vorgeherrscht. Wir sollten uns auch noch heute unserer Nation bewusst sein, aber das Nachbarland nicht mehr als Feind, sondern als Freund betrachten, sagte der Landrat.

Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 14. März 2001, Titelseite (mit einem Foto von Erik Sayer)



 

Vom Mühlbach in die Kunstmetropole
August Drumm, der Schöpfer bedeutender Denkmäler, starb vor 95 Jahren in München

Von Hans von Malottki

Vor wenigen Wochen hat man in der Pfalz des 100. Jahrestags der Einweihung des imposanten Sieges- und Friedensdenkmals bei Edenkoben gedacht. Sein Schöpfer, der aus Ulmet im Glantal stammende  Bildhauer  August Drumm (1862-1904), ist vor 95 Jahren in München gestorben. ,,Zahlreich sind seine Brunnen und Denkmäler“, vermerkt das Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten über diesen Künstler aus der Westpfalz.
Bedeutende Grabmäler, Kinderfiguren für Schloß Neuschwanstein, zahlreiche dekorative Plastiken für die Portale Münchner Schulhäuser, das Siegesdenkmal in Ingolstadt, den Bilderschmuck am Bayerischen Südportal des Berliner Reichstags, die ,,Pfalz" auf der Prinzregentenbrücke in München, den Wittelsbacher-Brunnen in Zweibrücken und das als seine bedeutendste Arbeit geltende Sieges- und Friedensdenkmal auf dem Werderberg bei Edenkoben schuf dieser früh verstorbene Münchner Bildhauer aus der Pfalz neben zahlreichen kleineren Plastiken. Über das Grabmal für seine Eltern auf dem Ulmeter Friedhof urteilte die zeitgenössische Kunstkritik: „Dieses Denkmal ist in seiner Art vorbildlich und gehört zum besten, was die deutsche Plastik hervorgebracht hat.“ Für das Grabmal der Familie Buhl in Deidesheim (1900) wurde er auf der Münchner Internationalen Ausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
August Drumm ist in der alten Ulmeter Mühle zur Welt gekommen und aufgewachsen.
Oft fand ihn sein Vater am Bach, ist überliefert, wo er im weichen Boden Baumeister spielte und Figuren knetete. Weder die Kuseler  Latein- noch die Kaiserslauterer Realschule und auch nicht die Ausbildung zum Kaufmann konnten ihn vom Zeichnen und von dem in ihm heranreifenden Entschluss abbringen, Künstler zu werden. Bestärkt wurde er darin vom Bildhauer Menges in Kaiserslautern und auch vom Architekten Spatz. Endlich durfte er nach München. Seine Ausbildung erhielt August Drumm hier zunächst an der Kunstgewerbeschule, anschließend an der Kunstakademie, versehen mit einem Stipendium seines Gönners, des Prinzregenten Luitpold. Der vermittelte ihm auch ein Staatstipendium für einen mehr als zweijährigen Studienaufenthalt in Florenz und Rom und ernannte ihn später zum Professor. In München schloss sich der junge Bildhauer dem Kreis der Sezession an, seine Arbeiten sind vom Jugendstil beeinflusst.
„Drumm gehört zu jener Gruppe tüchtiger Bildhauer, deren einfache und sympathische Arbeiten unter dem Einfluss (Adolf von) Hildebrands entstanden sind“, urteilt das renommierte Künstleriexikon Thieme-Becker.

"Wittelsbacher Brunnen"
Zweibrücken

Das Sieges- und Friedensdenkmal auf dem Werderberg bei Edenkoben gehört nach dem Urteil von Fachleuten in eine Reihe vergleichbarer Monumente wie die Porta Westfalica, das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig und das Deutsche Eck bei Koblenz. Stilistisch gibt es Parallelen zum Friedensengel in München. Wie dieser setzt es einen starken Akzent auf den Frieden: Der Reiter kehrt von der Kaiserproklamation in Versailles zurück, um die frohe Kunde vom gewonnenen  Frieden und der erlangten Einigung Deutschlands zu überbringen. Die vom Edenkobener Abgeordneten im Bayerischen Landtag, Oberlandesgerichtsrat Ferdinand Kuby, unter großen Schwierigkeiten verfolgte und schließlich vom Prinzregenten mit einem hohen Staatszuschuss geförderte Aktion mündete in einen Wettbewerb, aus dem Drumm mit dem ersten Preis hervorging. Vor hundert Jahren wurde das heute etwas versteckt liegende Monument unter begeisterter Anteilnahme vieler tausend Besucher feierlich eingeweiht. August Drumms letztes großes Werk war der Wittelsbacher Brunnen in Zweibrücken, wo er zum Ehrenbürger ernannt wurde. Das Modell konnte er noch fertigstellen, dann befiel ihn eine schwere Krankheit, von der er sich nicht mehr erholte. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung des Münchner Stadtteils Solln, wo er lebte, wurde er dort, erst 42 Jahre alt, am 21. Oktober 1904 [August Drumm verstarb am 19. Oktober 1904; Anm. M. Seyl] zu Grabe getragen.

Aus: Die Stimme der Pfalz, München, Heft Dezember 1999



 
 

"Grabmal Drumm"
Flurskapelle Ulmet, 1896
Der Bildstock wurde von den Diplomrestauratoren
Stefan Gloßner und Thomas Sieverding,
Köln ( jetzt Bergisch Gladbach ) restauriert.
Die restlichen Teile und der Aufbau wurden von Herrn Reths,
Steinmetz und Bildhauer aus St. Julian, restauriert. (Foto: Michael Seyl)

Das Grabmal Drumm
Überarbeitete Fassung eines Vortrages vom 2. April 2000
anlässlich einer Feierstunde zur Wiederherstellung und Restaurierung des Grabmals auf dem Ulmeter Friedhof

Von Klaus Jung

Endlich , nach einigen Jahren, steht das Grabmal Drumm wieder auf dem Friedhof Ulmet. - Einige Neugierige fragten Ende November, was denn seitlich von Kircheneingang aufgestellt werden würde. Manche Friedhofbesucher wussten schon nicht mehr, dass dieses nun restaurierte Kunstwerk das Grab der Eheleute Drumm zierte. Mich beschäftigte dieses Grabmal schon seit einigen Jahren.

Es war vor über 12 Jahren, als mich abends ein Anruf aus Speyer erreichte. Es war Herr Paul Drumm, der mit aufgeregter Stimme versuchte, mir in aller Kürze den Sachverhalt zu schildern : „Sie müssen sofort etwas unternehmen, der Landrat (damals Herr Held) holt das Grabmal ab und möchte es auf Burg Lichtenberg aufstellen.“ Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurde ich in die Geschichte des Grabmals eingeweiht. Ich war der gleichen Meinung wie Herr  Drumm, das Grabmal müsse hier in Ulmet verbleiben. Sogleich nahm ich Kontakte mit dem damaligen Bürgermeister Herrn Hugo Grub und Herrn Pfarrer Hoffers auf, wir suchten nach einer Lösung.- Tatsache war, dass das in Kalkstein gehauene schwere Kunstwerk stark durch Witterungseinflüsse gelitten hatte: Die Mosaike fielen nach und nach heraus. Bedrohlich war die Neigung des gesamten Grabmals – ein Umstürzen war nur eine Frage der Zeit.

Herr Bürgermeister Gerd Nehring war es , der in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege 1994 den Stein ins Rollen brachte: Erste Kostenschätzungen erfolgten. Ein Zuschussantrag an das Landesamt für Denkmalpflege wurde gestellt. Am Gymnasium Lauterecken fand der Heimatverein bei der Kunstarbeitsgemeinschaft unter Leitung von Herrn Oberstudienrat  Klaus-Peter Wagner ein offenes Ohr. Die Schüler der Mittel- und Oberstufe erklärten sich bereit, über den Weg eigener bildnerischer Werke zum Erhalt der Plastik des Bildhauers Drumm beizutragen. Freiwillig und außerhalb der Unterrichtszeit beschäftigten sie sich mit dem Doppelporträt auf dem Ulmeter Friedhof, ehe es abgebaut und zum Restaurator gebracht wurde. Die Werke der Schüler und des Künstlers Klaus-Peter Wagner wurden bei Pfarrfest 1996 meistbietend verkauft, der Erlös diente dazu, die Restaurierung - zumindest teilweise - zu finanzieren. Damit war der erste Schritt getan. Mittlerweile ließ Herr Nehring das Grabmal abbauen, um Schlimmstes zu verhindern.

Der Heimatverein übernahm im August 1998 die Trägerschaft zur Restaurierung, ließ die Kosten ermitteln, stellte erneut Zuschussanträge und startete Spendenaktionen zur Finanzierung. Weitere großzügige Spenden der Angehörigen folgten, so dass mit dem bewilligten Zuschuss des Landesamtes von DM 6000.-, einer Zuwendung des Bezirksverbandes Pfalz, einer Spende aus dem Nachlass Erwin Brünisholz, sowie den Eigenleistungen des Heimatvereins (Transport zum Restaurator nach Köln), die Finanzierung gesichert war. Die Ulmeter Vereinsvorstände sicherten zu, einen eventuellen Fehlbetrag aus dem Erlös des Dorffestes auszugleichen. Durch tatkräftige Unterstützung meiner Vereinsmitglieder Kurt Edinger und Kurt Stoffel transportierten wir dem 650 kg schweren Bildstockaufsatz nach Köln und konnten das restaurierte Stück Ende Oktober in Köln abholen und in der Bildhauer-Werkstatt von Wolfgang Reths in St. Julian abladen, der kurz darauf mit dem Aufbau begann. Ein kleines Problem war noch zu lösen: In der Kirchenwand, seitlich des Eingangs, befand sich eine Gedenktafel, die auf Rat von Dr. Caspari in die Nische des talseitigen ehemaligen Kircheneingangs eingelassen werden sollte. Nach einer Ortsbesichtigung stimmten die entscheiden Gremien zu, die Tafel wurde versetzt.

Bedanken möchten wir uns bei allen Spendern, bei Herrn Dr. Caspary für die Beratung und Gestaltungsvorschläge  vor Ort, bei Herrn Roland Paul für die freundliche Unterstützung, bei Herrn Klaus Peter Wagner der mich durch seine Kunst AG sehr stark motivierte die Restaurierung in Angriff zunehmen, der ev. Kirchengemeinde für die unbürokratische Entscheidung bei der Platzierung des Grabmals am Kircheneingang. Soviel zur Restaurierung des Grabmals.

Nun will ich kurz auf die Biographie des Künstlers August Drumm eingehen. Im Heimatblatt des Remigiuslandes Jahrgang 8, Nr. 11 (Nov. 1929) hat Albert Zink  über Leben und Schaffen von August Drumm geschrieben, woraus ich einige Sätze zitieren möchte: Der Titel des Aufsatzes lautet:

„August Drumm, ein pfälzischer Bildhauer“

Von Albert Zink:

„In der alten Ulmeter Mühle wurde am 26. Mai 1862 dem Müller Abraham Drumm das achte und vorletzte Kind geboren, das die Eltern August nannten. Daß jener Knabe einmal ein berühmter Mann werden und seiner Heimat alle Ehre machen sollte, konnte man nicht annehmen, um so weniger, da er auf der Schulbank immer einer der letzten war. Viel lieber ging er in die Mühle, die so reich an geheimnisvollen Ecken und Winkeln war, auf abenteuerliche Entdeckungsfahrten aus, und oft mußte ihn der gestrenge Vater vom Bache holen, wo er in dem weichen Schlamm den kleinen Baumeister spielte und über absonderlich zurecht gekneteten Figürlein in frohes Entzücken geriet. Um dieser "Spielerei"" ein Ende zu machen, wurde August in die Kuseler Lateinschule gesteckt. Er fügte sich widerwillig und ließ die gutgemeinte Absicht seines Vaters und seiner Lehrer zunächst einmal als Versuch gelten. Im stillen hoffte er, den gelehrten Herrn doch noch ein Schnippchen zu schlagen. Das fühlte er, wenn er lateinische Vokabeln pauken oder grammatische Regeln in sich aufnehmen sollte. Dann griff die Hand wie versehentlich zum Bleistift und entführte ihn in seine Welt zeichnerischer Gestaltung, in der sich so lustig malen ließ, was ihn bewegte. Kopfschüttelnd holte ihn der Vater heim.

Nun sollte die Realschule in Kaiserslautern aus dem Jungen, der nach Ansicht der Eltern auf dem besten Weg war, auf die schiefe Bahn eines Taugenichts zu kommen, einen brauchbaren Menschen machen. Auch hier konnte die glänzende Note im Zeichnen die Leistungen in den übrigen Fächern nicht aufwiegen. August kam zu dem Kaufmann Plauth in Kusel in die Lehre. Die zeichnerischen Gehversuche wurden unermüdlich fortgesetzt und als er nach Beendigung seiner Lehrzeit in das Kaufhaus König in Kaiserslautern eintrat, reifte in ihm der Entschluß, Künstler zu werden. Wertvolle Anregungen erhielt er in Kaiserslautern durch den Bildhauer Menges und auch der Architekt Spatz erkannte seine künstlerischen Fähigkeiten. Das alles bestärkte ihn in seinem Entschluß, vor den Vater zu treten und ihm zu erklären: " Ich will nach München!"

Im Oktober 1881 wurde er auf der dortigen Kunstschule probeweise aufgenommen, das Ziel seiner Sehnsucht war erreicht! Zwei Jahre lang studierte er und erhielt bei seinem Abgang den ehrenden Auftrag, für das Schloß Neuschwanstein acht Kindergestalten zu schaffen. Auf der Akademie, die er nun bezog, wurde er ein Schüler Eberles, und während seines 4 1/2jährigen Studiums erwarb er sich eine bronzene, zwei kleine und zwei große silberne Medaillen für ausgestellte Arbeiten.
In dem Prinzregenten Luitpold, der ihn später zum Professor ernannte, hatte der junge sehr rasch aufstrebende Künstler auf die Fürsprache seines Lehrers Eberle einen warmen Gönner gefunden. Dieser unterstützte ihn allmonatlich aus seiner Privatkasse und sorgte dafür, daß er im Jahre 1887 ein Staatsstipendium für einen zweijährigen Studienaufenthalt in Italien erhielt. Nun zog er über die Alpen nachRom und Florenz, wo er ehrfürchtig und staunend die Werke der großen italienischen Meister in sich aufnahm. So wurde ihm Italien zum großen Erlebnis und befruchtete die nun folgende Periode. Arbeiten für Koburg entstanden und unter 22 Bewerbern für das Kriegerdenkmal in Ingolstadt erhielt er den ersten Preis.

"Palatia" (Die Pfalz)
Prinzregentenbrücke München

Seine bedeutendste Schöpfung ist das Friedens- und Siegesdenkmal auf dem Werderberg bei Edenkoben; 1899 eingeweiht. 1896 entstand das Grabmal für seine Eltern auf dem Ulmeter Friedhof.  Heilmeyer urteilt 1903 in "Moderne Plastik", Bielefeld 1903: "Dieses Denkmal ist in seiner Art vorbildlich und gehört zum besten, was die deutsche Plastik hervorgebracht hat“. 1900 schuf er für Deidesheim das Buhlsche Grabmal, das auf der Internationalen Ausstellung in München mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Eine Arbeit unseres pfälzischen Bildhauers Drumm ist auch die Palatia auf der Luitpoldbrücke in München und der Bildschmuck am Bayerischen Südportal des Reichstagsgebäudes in Berlin. Sein letztes großes Werk war der Luitpoldbrunnen in Zweibrücken, dessen Modell bei seinem Tode fertig war.. Bei dieser Gelegenheit darf auch erwähnt werden, dass Drumm Ehrenbürger der Stadt Zweibrücken war. Eine Anmerkung zum Luitpoldbrunnen in Zweibrücken: Der Brunnen soll auf Initiative von Herrn Staudt restauriert. Eines seiner reifsten und letzten Werke ist der "Christuskopf" (Bronze).“ 

Soweit die Ausführungen nach Zink. - Ich freue mich, dass durch Ihre Mithilfe das Kunstwerk in seinem alten Glanz nun unsere ehrwürdige Fluskapelle schmückt. Wir haben ein Juwel und die Erinnerung an einen berühmten Menschen unserer Glantalgemeinde in Ulmet erhalten können. Der Heimatverein und die Gemeinde sind bestrebt, dieses Werk fortzusetzen. Auf unserer letzten Jahreshauptversammlung wurde von Gerd Nehring angeregt, die Werke zusammenzutragen und auszustellen. Hierzu müsste ein entsprechender Raum bereitgestellt oder geschaffen werden, was bei der Finanzlage der Gemeinde ohne Unterstützung kaum möglich sein wird. Wir werden sicher eine Lösung finden.

Siehe dazu Erik Sayer, „In seiner Art vorbildlich – Gemeinde Ulmet feiert Wiederherstellung des Grabmals Drumm“, In: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 4. April 2000 und „Neuer Platz neben Kirche – Heimatverein feiert Abschluss der Denkmal-Restauration“, In: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 1. April 2000 
 
 

"Alter Germane"
Am ehemaligen Standort vor der Kreisverwaltung Kusel
(Foto: Johannes Stirnemann, Aus: Westricher Rundschau)
Die Bronzeplastik steht seit 14. März 2001 vor der Gallushalle in Ulmet.


Redaktion: Michael Seyl
(1999; letzte Überarbeitung: 24. Februar 2009)

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